Am 2. Oktober 1980 kam ich in Zürich zur Welt, wo ich auch aufgewachsen bin. Ich erinnere mich an eine fröhliche Kindheit, obschon immer eine störende Unruhe in mir lauerte. Die Diagnose würde Jahre danach den Zustand erklären. Es war das Bedürfnis mehr und schneller zu sein und führte in ein Leben in Lichtgeschwindigkeit. Manchmal wünschte ich mir Ruhe, welche ich denke, bis heute nie richtig gefunden zu haben. Für Aussenstehende mag mein Leben interessant klingen und doch fehlt immer ein Stück ‚Normalität‘. Hinter jedem Lächeln steckte eine noch grössere Portion Unsicherheit. Es ist nicht immer eine Gabe alles zu hinterfragen und mehr zu wollen.
Ich arbeitete vorwiegend im kaufmännischen Bereich. Die Finanzbranche lehrte mich kälter und härter zu erscheinen, als es meine Person zulassen würde. Fast ein Jahrzehnt verbrachte ich in unruhigen Gewässern. Im inneren Kern, war mir irgendwie klar, dass diese Situation nicht die gewünschten Antworten liefern würde, doch das Geld war nötig um meinen Lebensstil zu finanzieren.
Ich war auch viel auf Reisen. Städte wie London, Paris, Barcelona, Prag und Amsterdam wurden mehrmals besucht. In den Jahren 2006, 2009 und 2014 verbrachte ich zusammengerechnet fast ein Jahr in Los Angeles. Das Nachtleben neigte aus den Fugen zu geraten. Durch die fehlenden Puzzle-Teile lernte ich die innere Leere kennen und entschied mich auch manchmal für den falschen Weg. Nie wurde es langweilig und ich schätzte die Hektik im Alltag, am Arbeitsplatz und vor allem beim Feiern. Zusammengefasst gibt es viele einzigartigen Geschichten. Doch irgendwann wiederholten sie sich und schienen den Glanz zu verlieren. Ein Leben im Risiko bedeutet auch mit Konsequenzen zu rechnen oder an einem bestimmten Punkt, wo Schicksalsschläge einen überwältigen, die nötigen Reserven nicht zu besitzen.
Nichts konnte mir die Harmonie zurückgeben, bis auf die Kreation eines abstrakten Gemäldes. Die Zeit verfliegt, Grenzen werden verwischt und Gefühle finden einen Kanal um sich zu ordnen. Ich hatte diesbezüglich keine Schulbildung, doch sie liegt mir sehr am Herzen. Es ist sogar ein Vorteil, alles selbst zu erlernen und somit einen Weg zu beschreiten, welcher zufriedenstellender nicht sein könnte. Dem Experimentieren liegen keine Grenzen vor und die Möglichkeiten sind unendlich. Vor einer Leinwand ist die Stelle, wo ich mich frei fühle und dieses Gefühl will ich nie mehr missen. Ein Ort an dem man keine Angst haben muss und sich in Sicherheit fühlt. Natürlich bedeutet dies auch zu leiden, doch diese Tatsache nimmt man in Kauf. Das ist ein geringer Preis, für ein gutes Leben. Der Moment ist kostbar. Viele gute Momente angereiht bedeuten ein erfülltes Leben. Die Zukunft sollte man planen doch nicht immer kommt es wie erhofft. Alles ist relativ. Der Einfluss der modernen Welt durch Technologie könnte das Leben des Künstlers erschweren. Kann es dieses fantastische Gefühl der Freiheit zerstören? Ich wage es zu bezweifeln. Kleine Schritte in das grosse Ziel. Schlussendlich bleiben nur ein paar Kunstwerke und eine Geschichte, welche nie vollständig erzählt wurde.
Omar Rigoni